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Geschichte der Erdenburg

Die Erdenburg und die graue Vorzeit

Wo heute Moitzfeld liegt, war im Ursprung ein reines Waldgebiet, in dem niemand wohnte. Tatsächlich werden in mittelalterlichen Urkunden für unsere Gegend ständig die Eiche und die Buche erwähnt. Für diese frühe Zeit kann man viel Laubwald annehmen. Seine Vorzüge lagen darin, dass man ihn zur Eckern- und Eichelmast des Viehbestandes nutzen konnte. Darüber hinaus fand das Eichenholz in den vielen Fachwerkbauten des Mittelalters Verwendung.

Nun besteht die Welt aber nicht erst seit dem Mittelalter. Auf Grund von (pollenanalytischen) Untersuchungen im "Königsforst" stellt sich die Entwicklung des Waldes wie folgt dar:

In der Eiszeit gab es hier vorwiegend Birken. Diesen folgten in der frühen Wärmezeit die Kiefern.

Unter den Laubhölzern, die dann allmählich an die Stelle der Kiefern traten, spielten zeitweise die Erle und die Esche eine überwiegende Rolle.

Ferner ist für diese frühe Zeit eine starke Haselausbreitung feststellbar. Dann folgte die Vorherrschaft der Eiche, der sich die Hainbuche und die Rotbuche zugesellten.

Dabei wurde die Kiefer im Laufe der natürlichen Waldentwicklung immer mehr verdrängt, bis es nur noch Eichen und Buchen gab.

Durch diesen Laubwald streifte wahrscheinlich schon im ersten Jahrhundert vor Christus eine Völkerschaft auf der Suche nach einem geeigneten Verteidigungsplatz. Sie fanden ihn in unmittelbarer Nähe des heutigen Ortes Moitzfeld und errichtete hier eine durch Wall und Graben geschützte Burganlage, die "Erdenburg".

Diese wurde im Jahre 1936 ausgegraben und den Germanen zugeordnet. Nachgrabungen nach dem zweiten Weltkrieg haben jedoch ergeben, dass die "Erdenburg" etwas älter ist und dass sie demnach bei der Abwehr der Römer keine Rolle gespielt haben kann. Sicher ist indessen, dass die unbekannte Völkerschaft wieder von hier fortzog. Das Waldgebiet war und blieb nun abermals für eine geraume Zeit menschenleer.

Die Germanen und nach ihnen auch die frühen Franken siedelten ausschließlich in der Rheinebene. Das menschenleere Waldgebiet unterstand dem fränkischen König und ohne königliche Erlaubnis konnte nicht darin gesiedelt werden.

Erst Kaiser Lothar 1. gab bei seinem Eintritt in das Kloster Prüm um 855 einen Teil des Waldgebietes zur Rodung frei. Dieses Rodegebiet stand nicht jedermann zur Besiedlung offen, sondern lediglich Lothars Schwiegersohn, dem Grafen Giselbert, dem damals der Hof zu Merheim gehörte.

Unter dem Grafen Giselbert (855—877), der die erste Rodeschar von Merheim aus in den Wald schickte, entstand in unserem Raum auch die erste Grundherrschaft.

Diese bestand aus einem "Salhof" (Herrenhof) im heutigen Kippekausen mit zugehöriger Kirche (die alte Kirche St. Johann Baptist) und Mühle (Saalermühle) sowie den Lehngütern Refrath und Lückerath.

Giselberts Sohn und Nachfolger, Graf Reginhar (874—915) legte auf die gleiche Weise die Grundherrschaft Gladbach an.

Dort baute man ebenfalls einen "Salhof" mit zugehöriger Mühle (Buchmühle) und den Lehngütern Gierath und Duckterath. Eine Kirche brauchte man in Gladbach nicht zu bauen, denn es stand ja bereits eine in Refrath.

Der neue Siedlungsraum bildete, da er nur einem einzigen Grafen gehörte, auch einen einzigen Kirchen- und Gerichtsbezirk. Letzteren bezeichnete man mit dem lateinischen Wort "bannus".

Um den "bannus" schützen zu können, ließ Graf Reginhar eine Burg bauen, die "Bannsburg" (Bensberg).

Die nach Fertigstellung der "Bannsburg" freiwerdenden Arbeitskräfte schickte Graf Reginhar an die Sülz, wo nun eine dritte Grundherrschaft entstand, der Salhof "Sulsen" im heutigen Immekeppel.

Weder in Bensberg noch in Immekeppel brauchte man eine Kirche. Man bediente sich der Kirche in Refrath.

Inzwischen hatte auch die Kölner Domkirche Land zur Rodung vom König erhalten. Das Domstift gründete die Grundherrschaft Paffrath mit Kirche und Mühle sowie den Lehngütern Diepeschrath und Dünnwald. Weil es sich um Kirchenland handelte, übernahm der Bensberger Graf dessen Schutz.

Die Bauern der einzelnen Grundherrschaften (Güter zu Lehen) und der Graf (Grundherr) waren daran interessiert, dass weite Waldflächen zum Gemeinbesitz ("Allmende") erklärt wurden. Das war besonders wichtig im Hinblick auf die Viehzucht.

Für die einzelnen Viehgattungen wählten die Bauern jeweils einen Hirten.

* Der Kuhhirt trieb die Kühe tagsüber auf den "Heidekamp" (Heidkamp) und nachts auf die Nachtweiden am "Hungerberg" und am "Hungersiefen".
* Der Schafhirt trieb die Schafe auf die Schafweide, auf das "Schiffelland". Noch heute heißt diese Stelle in Bergisch Gladbach "Am Schiff".
* Der Schweinehirt trieb die Schweine zur Eckermast auf die "Eschflur" und diese lag am "Eschbach".
* Der Ziegenhirt trieb die Ziegen auf das "Mutzfeld". Unter "Mutz" verstand man den "Hartriegel", ein beliebtes Ziegenfutter.

Es dauerte nicht lange, da war im gräflichen Hause bereits eine Erbteilung zwischen Bruder und Schwester fällig. Das war im Jahre 944.

Damals erbten der Grafensohn die Grundherrschaften Bensberg und Gladbach und die Grafentochter die Grundherrschaften Saal und Immekeppel.

Die Rechtsnachfolger des Sohnes wurden die Grafen von Berg, und die der Tochter nannten sich Grafen von Meer.

Jetzt hatte der Sohn eine Burg und die Tochter eine Kirche.

Beide mussten daher das ihnen Fehlende neu bauen. Auf diese Weise entstanden eine Burg in Kippekausen und eine Kirche am Klausenberg in Bensberg.

Schlimm war für die damaligen Einwohner, dass die Grundherrschaften jetzt genau abgegrenzt waren, mithin also jeder bei weiteren Rodungen auf seinem Territorium bleiben musste. Nur die "Allmende" wurde einstweilen noch gemeinsam benutzt.

Aus der Geschichte von Refrath wissen wir, dass man im Jahre 1078 dazu überging, die "Allmende" unter den Benutzern aufzuteilen und anschließend auch dort Höfe anzulegen. Diese Art der "Allmendeaufteilung und -bebauung" war um 1124 abgeschlossen.

Auf das "Mutzfeld" bezogen bedeutet das, dass unser heutiges Moitzfeld um 1100 entstanden ist.

Es gab drei Grundherren, die an dem "Mutzfeld" als "Allmende" interessiert waren:

1.das Domkapitel wegen seiner Grundherrschaft Paffrath,
2.der Graf von Meer wegen seiner Grundherrschaft Sulsen (Immekeppel) und
3.der Graf von Berg wegen seiner Burg Bensberg und seiner Grundherrschaft Gladbach.

Tatsächlich war die alte "Allmende Mutzfeld" auch in genau drei Teile aufgegliedert, in Ober-, Mittel- und Niedermoitzfeld. Interessant ist auch, dass Obermoitzfeld den Grafen von Berg, Mittelmoitzfeld den Grafen von Meer und Untermoitzfeld dem Kölner Domkapitel gehörten.

Während nun Untermoitzfeld ein Lehngut von Paffrath wurde, wurde Mittelmoitzfeld ein Lehngut von Immekeppel. In Obermoitzfeld vergab der Graf von Berg die größere Fläche an einen seiner Ritter, während er die kleinere Fläche zum Lehnland von Gladbach machte.

Die früheste Urkunde aus dem Jahre 1413 nennt folgende Moitzfelder Bauern:

1. Hermanns Sohn
2. Burggraf Konrad in Bensberg
3. Wilhelm Montabaur

Auch das entspricht wieder genau den drei Höfen.

Ganz genau informieren uns das Gerichtsbuch von Gladbach (1582—1618) und das Gerichtsbuch von Immekeppel (1565—1616) über die hiesige Situation.

Danach wurde das gesamte Moitzfeld (also alle drei Höfe)

1. im Westen von der sich vom Bensberger Kirchenbusch am Steinhaus (zwischen Bockenberg und Meisheide)
2. im Süden bis zu den Gütern Hardt (Kloster Dünnwald seit 1433)
3. und Horst (Herkenrather Kirchengut) im Norden erstreckenden "Bensberger Freiheit" begrenzt.
4. Im Osten gab es nur Immekeppeler Lehngüter.

Die Gladbacher Besitzungen lagen im nördlichen Moitzfeld, in dem um 1550 errichteten Neuenhaus. Befassen wir uns nun mit Neuenhaus, so finden wir hier

1. Johann auf dem Untersten Motzfeld (1564—1618)
2. Henrich Elswich Mittelst Motzfeld
3. Johann Faßbender, Halfe zu Ober Motzfeld.

Eine Huldigungsliste für den Herzog aus dem Jahre 1666 nennt uns:

1. Wilhelm Unterst Motzfeld
2. Henrich Elswich Mittelst Motzfeld
3. Ludwig aufm Ober Motzfeld.

Rund hundert Jahre später in einer Steuerliste (1758):

1.) Moitzfelder Hof (Obermoitzfeld) Inhaber Oberjäger Dormanns.
40 Morgen Land/ 3 Morgen Garten/ 4 Morgen Wiesen/ 40 Morgen Busch (87 Morgen).

2.) Mittelmoitzfeld Witwe Ferdinand Hosangsgut.
30 Morgen Land/ 3 Morgen Garten/ 2 Morgen Wiesen/ 50 Morgen Busch (85 Morgen).

3.) Niedermoitzfeld Besitzer Peter Paffrath, Pächter Andreas Wilhelm Herkenrath.
16 Morgen Land/ 1,5 Mo Garten/ 2,5 Morgen Wiesen/ 60 Morgen Busch (80 Morgen).

Was wir heute unter Moitzfeld verstehen, umfaßte insgesamt 252 Morgen Fläche und davon 150 Morgen mit Wald. Der Waldanteil betrug 60 %. Glückliches 18. Jahrhundert!

Hochinteressant ist eine von den Preußen im Jahre 1830 auf Grund einer Volkszählung begonnene Statistik. In ihr heißt es bezüglich Moitzfeld: 3 Höfe, 36 Einwohner. Aus erhaltenen Verträgen wissen wir, dass Obermoitzfeld 1795 von Gutsbesitzer Gerhard Hamm aus Hohkeppel gekauft worden war. Um die gleiche Zeit erwarb der Ackerer Jakob Schmitz den Hof zu Untermoitzfeld,und die Witwe Jakob Herweg bewirtschaftete das Gut zu Mittelmoitzfeld.

Die Birkerhöhe war ursprünglich eine zum Birkerhof gehörige Parzelle und als solche Lehnland von Immekeppel. Schon 1363 wird Abel von den Birken urkundlich genannt. Im Jahre 1830 hatte Birken 16 Einwohner.

Herweg war, wie Birken, ein Immekeppeler Lehngut, auf dem 1564 Christian zum Herweg nachgewiesen werden kann. Er war allerdings nur der Verwalter des Gutes, denn der eigentliche Lehnmann war der Junker Kessel vom Kesselshof (Heimatmuseum) in Bensberg. 1930 hatte der Ort 26 Einwohner und war unterteilt in "Groß- und Klein-Herweg".

Groß- und Kleinhohn waren ebenfalls Immekeppeler Lehngüter, und zum Großen Hohn gehörte das "Steinackerland". Bereits 1564 erscheint urkundlich ein "Henrich zum Steinacker mit seinem Sohn Bertchen zum Hohn". Ein Teil des Steinackers befand sich 1413 im Besitz der Eheleute Gerhard und Alveradis von Zweiffel, die dem Kloster Dünnwald einen Zins aus diesem Erbe stifteten. An diese Eheleute erinnert uns heute noch eine Straße in der dortigen Terrassensiedlung. Die Statistik von 1830 nennt 2 Höfe in Steinacker mit 14 Einwohnern. Groß- und Kleinhohn hatten damals zusammen 78 Einwohner.

Das ursprüngliche "Allmendeland" Meisheide bestand aus drei Gütern, die ab 1413 urkundlich genannt werden. Ein Gut war ein Immekeppeler Kirchengut, und zwei Güter waren Lehen des Hofgerichtes Gladbach (heute: Bergisch Gladbach). Benannt ist der Ort seit 1636 nach dem damaligen Lehnmann Mewes (Bartholomäus) zur Heiden. 1830 hatte die Mewesheide 21 Einwohner.

Neuenhaus, ebenfalls aus drei Höfen bestehend, hatte 3 Lehnherren, den Herzog von Berg (Gladbach), die Herkenrather Kirche (Kirchengut) und den Freiherrn von Steinen auf Haus Leerbach. Neuenhaus wird 1830 mit 3 Hufen und 20 Einwohnern genannt. Nachzutragen ist noch "Platz", wo die Witwe Herweg 1867 eine Gastwirtschaft betrieb. Platz hatte 1830 ganze 3 Einwohner.

Fassen wir alle Einwohner zusammen, dann gab es in Moitzfeld im Jahre 1830 insgesamt 214 Einwohner.

Die beschauliche Ruhe war in Moitzfeld vorbei, als 1847 die Grube Weiß in Betrieb genommen wurde.

(Quelle: Textliche Überarbeitung eines Vortragsmanuskriptes von Dr. Gerd Müller vom 4. 2. 1974)

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